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latex1.png

1. Einführung

Im Gegensatz zu Office-Produkten wie Microsoft Word oder Open Office, handelt es sich bei \(\LaTeX\) nicht um ein WYSIWYG (What You See Is What You Get), sondern um ein WYSIWYM (What You See Is What You Mean) Programm. WYSIWYG meint, dass das Dokument am Ende so aussieht, wie man es innerhalb des Programms gestaltet. Bei WYSIWYM gibt man durch Befehle an, wie das Dokument am Ende formatiert und dargestellt werden soll. Auf diesem Prinzip beruht im Übrigen auch HTML. Dass diese Form der Dokumentenerstellung weitaus komplizierter ist, sieht man schnell ein. Eine berechtigte Frage ist demnach: Warum sollte man überhaupt \(\LaTeX\) nutzen? Hierfür gibt es viele Gründe!

- \(\LaTeX\) ist der Quasistandard für wissenschaftliche Publikationen (Bachelor-/Master-/Doktorarbeiten, Fachliteratur, Paper, ...)

- Durch \(\LaTeX\) wird ein sehr sauberes Layout erzeugt.

- Es können problemlos mehrere Personen gleichzeitig an einem Dokument arbeiten (inklusive Dokumentationshistorie).

- Es nimmt einem viel Arbeit ab (Inhaltsverzeichnis, Verweise innerhalb eines Dokuments, Index, ...).

- Es verfügt über einen ausgereiften Formelsatz.

- Erweiterbar durch viele Packages, die einem zusätzliche Arbeit abnehmen können (z. B. mit Befehlen wie polylongdiv, der Polynomdivisionen durchführen und in verschiedenen Styles übersichtlich darstellen kann).

- Ein Dokument lässt sich in viele kleinere Dokumente aufteilen (z. B. in einzelne Kapitel), die bei der Zusammenführung nicht mühselig in ein Dokument kopiert werden müssen.

- Keine Bindung an proprietäre Dateiformate (.tex-Dateien können mit jedem beliebigen Editor geöffnet werden).

- Einfache Erzeugung von PDF-Dateien.

- \(\LaTeX\) ist kostenlos.

Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Vorteile, doch die bereits genannten Punkte sollten einen Großteil der Zweifler bereits überzeugt haben. Dieser Artikel stellt eine praxisorientierte Einführung in \(\LaTeX\) dar. Es wird Schritt für Schritt eine Dokumentenvorlage erstellt, die individuell angepasst und erweitert werden kann.

2. Ein erstes Dokument

Wir werden nun schrittweise ein Rahmendokument aufbauen, das als Grundlage für \(\LaTeX-\)Dokumente verwendet werden kann.

Zuerst gibt man an, was für ein Dokument man erstellen möchte (Artikel, Paper, Buch, ...). Dies erfolgt über den Befehl

\documentclass[a4paper,12pt]{scrartcl}

Dort wird außerdem angegeben, welches Papierformat (a4paper = DIN-A4) und welche Schriftgröße (12pt) verwendet werden soll. Mit scrartcl ist ein Artikel auf Deutsch gemeint. Befehle werden in \(\LaTeX\) mit einem Backslah (\) eingeleitet.

Als nächstes werden Sprache- und Eingabekodierung festgelegt:

\usepackage[utf8]{inputenc}

Hiermit können Umlaute (ä,ö,ü) verwendet werden. Ansonsten müsste man \"a für ä, \"o für ö und \"u für ü verwenden. Mit dem Befehl usepackage wird ein Package in das Dokument eingebunden. Diese müssen ggf. erst heruntergeladen werden. Der Texmaker erkennt nicht vorhandene Packages, lädt diese nach und installiert sie. Mit

\usepackage[ngerman]{babel}

wird ein Package zur Worttrennung, die je nach Sprache variieren kann, eingebunden. Mit ngerman wird die Worttrennung für deutsche Wörter verwendet. Die Schrift (Font) wird durch den Befehl

\usepackage[T1]{fontenc}

festgelegt. Mit den Befehlen \title\subtitle\author und \date können Titel, Untertitel, Autor und Datum, an dem das Dokument erstellt/veröffentlicht wurde, festgelegt werden. Die konkreten Werte (also 'Wie lautet der Titel?', 'Wer ist der Autor?' usw.) werden in geschweiften Klammern direkt hinter dem Befehl eingefügt:

\title{\LaTeX Tutorial}
\subtitle{Eine kurze Einführung}
\author{André Dalwigk}
\date{1. März 2018}

Bei dem Datum kann man alternativ den Befehl \today verwenden, der das aktuelle Datum einfügt. Die Formatierung hängt von der verwendeten Sprache ab. Um nun mit dem Schreiben eines Artikels, Papers, Buches etc. zu beginnen, startet man mit dem Befehl \ begin{document} die Dokument-Umgebung. Hiervon gibt es pro File maximal eine (warum "maximal" und nicht "genau" wird in einem weiteren Wissensartikel erklärt). Ab hier beginnt das eigentliche Dokument (das, was man später sehen kann). Vorher werden nur Definitionen vorgenommen. Eine begonnene Umgebung muss auch wieder geschlossen werden. Hierzu verwendet man \end{document}.

Mit dem Befehl \maketitle (üblicherweise direkt an den Befehl \begin{document} anknüpfend) wird der zuvor definierte Titel (samt Untertitel, Autor und Datum) abgedruckt. Damit haben wir bereits eine Dokumentenvorlage geschaffen, die gerne verwendet und angepasst werden darf:

\documentclass[a4paper,12pt]{scrartcl}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{amsmath}
\title{\LaTeX Tutorial}
\subtitle{Eine kurze Einführung}
\author{André Dalwigk}
\date{\today}
\begin{document}
\maketitle
\end{document}

3. Kommentare

Kommentare können in \(\LaTeX\)  mit einem %-Zeichen eingeleitet werden. Diese werden nicht abgedruckt und dienen nur dem/den Dokumentersteller/n (übrigens ein weiterer Vorteil von \(\LaTeX\) gegenüber anderen Programmen). Wenn man das Prozent-Zeichen allerdings als Textelement verwenden möchte, muss man es "maskieren". Dies geschieht durch einen vorangestellten Backslash (\), also \%:

% Dies ist ein Kommentar.
Die Abbruchquote im Informatikstudium beträgt über 50\%. % Das ist ein weiterer Kommentar!

Der obige Code würde beim Erstellen des PDFs wie folgt aussehen:

Die Abbruchquote im Informatikstudium beträgt über 50%.

Die obige Vorlage wird mit Kommentaren wesentlich lesbarer:

%
% Dokumentenvorlage
% Autor: F. André Dalwigk
% Veröffentlicht auf www.stacklounge.de
%
% ----------------------------------------------------------------------
% Angabe der Dokumentenklasse
\documentclass[a4paper,12pt]{scrartcl}
% ----------------------------------------------------------------------
% Style-Packages
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[T1]{fontenc}
% ----------------------------------------------------------------------
% Weitere Packages
% ...
% ----------------------------------------------------------------------
% Definition eigener Direktiven/Befehle
% ...
% ----------------------------------------------------------------------
% Titel, Untertitel, Autor und Datum festlegen
\title{\LaTeX Tutorial}
\subtitle{Eine kurze Einführung}
\author{André Dalwigk}
\date{\today}
% ----------------------------------------------------------------------
% Dokument beginnen
\begin{document}
\maketitle
\end{document}

Im Texmaker wird das PDF durch einen Klick auf den Pfeil neben "schnelles Übersetzen" erzeugt.

GIF_TEST.gif

Das fertige Dokument sieht folgendermaßen aus:

jdsfjhgydsjzhgfvydhgfasdg.png

Wichtig: Wenn das PDF bereits existiert und Du dieses geöffnet hast, führt das erneute Klicken auf den Pfeil zu einem Fehler, da ein geöffnetes File zu überschreiben versucht wird. Schließe also das PDF, wenn Du ein Update des Dokuments durchführen möchtest.

Autor: Florian André Dalwigk

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geschlossen: Stack-Artikel
von Gast jc2144
Avatar von

Super, vielen lieben Dank! Ich freue mich schon auf Teil 2. :) Daumen hoch für die super Arbeit!

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